Mit dem Zug, per Rad und zu Fuß machten sich 12 naturinteressierte Teilnehmer*innen an diesem Spätsommersonntag auf den Weg in die Emmericher Ward, ein Naturschutzgebiet am rechten Niederrhein kurz vor der niederländischen Grenze.
Dort erwartete uns Klaus Markgraf-Maué von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein, um uns die LIFE-Projekte „Fluss- und Aue Emmericher Ward“ und „Feuchtgebiet Emmericher Ward“ zu zeigen. Zunächst ging es über das normalerweise gesperrte Betriebsgelände eines Ziegelwerks an eine vor 7 Jahren angelegte Nebenrinne des Rheins. Hier wurde ein bereits bestehender See aus Abgrabungen mit einem Zufluss an den Rhein angebunden, der Ablauf erstreckt sich über einige Hundert Meter parallel zum Rhein und kann sich, einmal angelegt, natürlich entwickeln. Sandbänke und Steilufer zeigen, wie sich der Gewässerverlauf bereits verändert hat.
Und da das Gebiet nur im Rahmen von Führungen zugänglich ist, können sich dort viele Pflanzen- und Tierarten ansiedeln, die anderswo rar geworden sind. Viele Kormorane, Grau- und Silberreiher fielen auch den ungeübten Besucher*innen sofort ins Auge, und so manche*r erblickte auch einen Löffler oder einen Eisvogel. Aber auch Amphibien, Insekten oder Muscheln sind in großer Artenzahl hier anzutreffen, und abgenagte Weidenstecklinge zeugen von der Anwesenheit zahlreicher Biber.
Während wir die neu entwickelte Natur genießen konnten, erzählte Klaus Markgraf-Maué derweil viele Hintergrundinfos, von den Auswirkungen auf Hochwasser und Strömungsgeschwindigkeiten, die zu untersuchen waren (tatsächlich erlaubt der bessere Wasserabfluss durch die Nebenrinne die Anlage von Auenwäldern, die ansonsten bei Hochwasser ein zu großes Hindernis darstellen würden) bis hin zu den ganzen Auflagen, die zu beachten waren.
Anschließend radelten wir etwa 4 Kilometer flussabwärts, um das andere Projekt in der Emmericher Ward zu begutachten: durch ein geregeltes Ablauftor ist es fortan möglich, im Frühjahr in die Ward eingelaufenes Rheinwasser dort länger zu halten als bisher, möglichst bis weit in den Sommer hinein. So können viele Vogelarten, die auf feuchte Wiesen angewiesen sind, neuen Lebensraum finden und sich wieder in der Region ansiedeln.
Die anschließend geplante Radtour bis Wesel fiel dann jedoch dem Zeitmangel zum Opfer - aber die äußerst interessante Führung durch die Ward war jede Minute wert, die sie gedauert hat. Die Veranstalter*innen von den NaturFreunden und der Biologischen Station Haus Bürgel waren sich jedoch mit den Teilnehmer*innen einig, im kommenden Jahr eine ähnliche Exkursion anzubieten, dann auch mit etwas mehr Fahrradanteil.