Über 20 Interessierte kamen zusammen, um gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger und engagiertem "Opa gegen Rechts" Friedel Sackel Orte im Neandertal aufzusuchen, die Schauplatz nationalsozialistischer Verbrechen waren. Gerade in einer Zeit, in der rechte Parteien immer mehr Zuspruch bekommen, ist es um so wichtiger, sich vor Augen zu halten, wohin rechtsextreme und faschistische Bestrebungen führen, wenn ihnen nicht rechtzeitig Einhalt geboten wird - so der Vorsitzende der NaturFreunde Düsseldorf, Matthias Möller, in seiner Begrüßung der Teilnehmer*innen am Seniorenheim Neandertal.
Gleich in der Nähe des heutigen Seniorenheims stand das "NS-Rückwandererheim". Deutsche, die im Ausland lebten und nach Deutschland zurückkehrten, wurden zunächst dort einquartiert, unter anderem auch, um sie auszuhorchen und ihre Gesinnung zu prüfen. Wer kritisch gegenüber dem nationalsozialistischen Regime eingestellt war, wurde oft gleich weiter in Zuchthäuser und Konzentrationslager gesperrt. Dies betraf insbesondere Rückwanderer aus der Sowjetunion oder aus dem spanischen Bürgerkrieg.
Die nächste Station, auf die Friedel Sackel näher einging, war die Koburg. Diese in den 20er Jahren von der Industriellenfamilie Kocherscheidt erbaute und bewohnte Villa spielte vor allem im Sommer 1933 eine wichtige Rolle bei der Verfolgung von KPD-, SPD- und Gewerkschaftsmitgliedern. Aufgrund der abgelegenen Lage und der nicht vorhandenen Fluchtmöglichkeit war sie der ideale Ort, um dort politische Gegner vorübergehend und illegal festzusetzen, zu verhören und zu foltern. Einige der dort festgehaltenen wurden anschließend wieder freigelassen, andere kamen als Schutzhäftlinge in das frühe Konzentrationslager Kemna in Wuppertal-Beyenburg, wo sie wiederum Misshandlungen ausgesetzt waren.
Zwangsarbeit im Neandertal war das Thema an der abschließenden Station am Gedenkzeichen "Heller Schatten" gegenüber dem Neandertal-Museum. Zwangsarbeiter*innen gab es in fast allen Betrieben, egal ob bäuerlich, kleingewerblich oder industriell. Insbesondere aber in Betrieben wie den beiden Kalksteinbrüchen im Neandertal (dem der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke AG Dornap im Tal und dem der Mannesmann-Röhrenwerke oberhalb) waren die Arbeitsbedingungen besonders schwer, starben besonders viele Menschen an schwerer Arbeit, Mangelernährung und Misshandlungen. Ihnen allen, aber auch den anderen Opfern des Nationalsozialismus im Neandertal, ist das Gedenkzeichen "Heller Schatten" der Berliner Künstlerin Franziska Peter gewidmet, das im August 2020 an zentraler Stelle gegenüber dem Neandertal-Museum errichtet wurde.
Eine beeindruckende Führung, auch durch die von Friedel Sackel vorgestellten Einzelschicksale von Verfolgten - und die Teilnehmer*innen dankten ihm nicht zuletzt mit großzügigen Spenden für die Arbeit der "Omas gegen Rechts".
Wer sich noch tiefergehend mit der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen im Neandertal beschäftigen möchte, dem sei das 2020 herausgegebene Buch "Verfolgt - Ausgebeutet - Ermordet" des Kreisarchivs Mettmann ans Herz gelegt.