Die Wasserrahmenrichtlinie war Thema des Spaziergangs "Politik im Grünen" über den Lippeauenpfad zu dem die Naturfreunde Hamm-Werries und Dirk Bergmeier vom Landesfischverbands NRW am 7. August 2019 eingeladen hatten.
Der stellv. Vorsitzende der NaturFreunde Hamm-Werries, Udo Gonsirowski, begrüßte zu Beginn der Wanderung den Bundestagsabgeordneten und stellv. Vorsitzenden des Umweltausschusses Michael Thews sowie den umweltpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion in NRW und Vorsitzenden der NaturFreunde NRW, André Stinka und machte die Auffassung des Vereins deutlich.
Danach sei die konsequente Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) alternativlos. Sauberes Wasser und lebendige Gewässer seien nicht verhandelbar, sondern ererbte Güter, die geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden müssten. Die WRRL solle garantieren, dass Flüsse, Seen und Küstengewässer mit ihrer Vielfalt an Tieren und Pflanzen, ihren dynamischen Prozessen sowie unser Grundwasser geschützt und nachhaltig genutzt würden.
Michael Thews verwies auf die in den letzten Jahren festzustellende Verbesserung der Wasserqualität: "Deutschlands Gewässer sind nicht in einem schlechten Zustand, aber wir müssen jetzt mit Tempo loslegen um, wie von der WRRL verlangt, einen chemisch und ökologisch guten Zustand zu erreichen. Die Zielsetzungen und das Ambitionsniveau der Wasserrahmenrichtlinie dürfen nicht herabgesetzt werden.“ Außerdem sei die größtenteils fehlende Durchlässigkeit für Fische in den Flüssen wegen bestehender Schleusen oder Wasserkraftwerke ein großes Problem, so Thews und betont als zuständiger Berichterstatter: „Hier müssen dringend die Aktivitäten verstärkt werden, um die Ziele der WRRL zu erreichen. Bei uns gibt es immer noch zu viel Gülle im Wasser, was zu einer zu hohen Nitratbelastung führt. Die negativen Auswirkungen auf das Grundwasser sind jetzt schon messbar und werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sowohl in der Menge als auch in der Anzahl der betroffenen Grundwasserkörper zunehmen“. Hier sei auch Frau Klöckner gefragt, dringend etwas an der Düngepolitik zu ändern. Denn die EU-Agrarpolitik fördere die Intensivierung der Landwirtschaft und die müsse nachhaltiger und ökologischer werden.
Umweltdezernent Jörg Mösgen zeigte auf, dass es sich bei der Lippe um die größte Baumaßnahme der Stadt Hamm mit rd. 50 Mio. Euro handele und erklärt: „Natur macht Freude, jedes Mal, wenn ich sehe wie sich die Auenlandschaft der Lippe immer weiter zu einem wunderschönen grünen Lebensraum für Mensch und Tier im Stadtgebiet entwickelt. Mein Dank gilt den NaturFreunden, die mit ihrem Engagement dazu beitragen, Teile dieser wertvollen Landschaft besser erlebbar zu machen“, so Mösgen. „Die Stadt Hamm und der Lippeverband sind dabei, dem Lauf der Lippe folgend, von Ost nach West, die Renaturierung fortzusetzen. Das kostet sehr viel Geld. Daher geht der Dank an Michael Thews und André Stinka, die sich in Bund und Land maßgeblich dafür einsetzen, dass die Finanzierung gesichert ist.“
Dr. Mario Sommerhäuser bezifferte die Gesamtinvestitionen des Lippeverbands für den gesamten Flusslauf auf jährlich rund 15 – 20 Mio. Euro und erklärt: „Die Lippe ist der längste Fluss Nordrhein-Westfalens und er soll auch einer der schönsten werden. Dazu führt der Lippeverband im Auftrag des Landes NRW im Programm 'Lebendige Lippe' zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen durch. An vielen Orten werden die Erfolge bereits sichtbar, wie hier in der Lippeaue Hamm oder an der neuen Mündung in Wesel und es sind echte Leuchttürme für die neue Flusslandschaft!“ berichtet Sommerhäuser. „Und auch dazwischen werden - wie Perlen an einer Schnur - weitere, naturnahe Fluss- und Auenbereiche entstehen. Dies wollen wir gemeinsam mit den Anrainern der Lippe in den nächsten Jahren umsetzen“, so Sommerhäuser abschließend. Landtagsabgeordneter André Stinka interessierte sich in diesem Zusammenhang für die Auswirkungen der letzten zwei heißen Sommer auf die aktuellen Bauabschnitte und erhielt die Bestätigung, dass der niedrige Wasserstand einen großen Einfluss auf den naturnahen Umbau habe.
„Die wieder steigende Artenvielfalt bei Fischen und anderen Wassertieren zeigt erste Erfolge der Maßnahmen!“ Gewässerreferent Dirk Bergmeier betonte, dass es schon eine neue Ansiedlung der Quappe gegeben habe und Lachse zu verzeichnen seien, für die Durchgängigkeit für Wanderfische gäbe es jedoch noch einzelne Hindernisse, die der Lippeverband in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Land und dem Fischereiverband NRW angehen wird. Hier müsse schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden. Es sei zwingend notwendig, mit allen Beteiligten, wie z.B. Landwirten und Wasserkraftwerksbetreibern, frühzeitig Gespräche zu führen und sie in künftige Maßnahmen einzubinden.
Zum Ende der Veranstaltung konnte festgestellt werden, dass die Vertreter der Verbände, der Kommune und die Politik grundsätzlich an einem Strang ziehen und damit einer Verbesserung der Lebensräume positiv gegenüberstehen.
Eingeladen waren Experten wie der Umweltdezernent der Stadt Hamm, Jörg Mösgen sowie Dr. Mario Sommerhäuser vom Lippe Verband. Auch einige interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Bürgermeisterin Monika Simshäuser nahmen an der gemeinsamen Erkundung in der Lippeaue teil.
Hier noch ein paar Eindrücke:
Die NaturFreunde NRW unterstützen die europäische Kampagne #protectwater, die für den Erhalt und gegen eine Veränderung der WRRL eintritt.
Hier finden Sie weitere Informationen über die Kampagne.
Im Rahmen des Projektes WasserWege wird am 20.9. der WasserWeg Lippe am Schloss Oberwerries eröffnet.
Nach einer längeren Planungszeit von fast 2 Jahren steht der von der NaturFreunde Ortsgruppe Hamm-Werries konzipierte Rad-/Wanderweg "Lippe" entlang der Lippe, Geithe, Ahse und Datteln-Hamm-Kanal, der mit Hilfe des Landesverbandes NRW im Rahmen des Projektes WasserWege erarbeitet wurde, vor der Vollendung.
Dieser führt als Radwanderrundweg etwa 27 km an den Gewässer entlang sowie durch die Stadt Hamm. Im Rahmen des Projektes wurden am Lippenauenpfad 8 neue Informationstafeln erarbeitet, die Mitte September aufgestellt werden sollen, sowie 3 weitere auf dem Radweg. 9 Informationspunkte informieren über Online-Tafeln über weitere besondere Orte auf dem Radrundweg - vor allem zu den geschichtlichen Aspekten.
Hier geht es zur Eröffnungs-Artikel.
Und zum WasserWeg Lippe
Die Kampagne "Lippe Flusslandschaft des Jahres 2018/2019" des Landefischerei Verband Westfalen-Lippe und den NaturFreunden NRW geht am 29.9. zu Ende. Hier Informationen zur großen Abschlussveranstaltung und hier zur Ausstellung im Maximilian Park - ab dem 1.9. der NaturFreunde Hamm-Werries.