Die Naturfotografin und Naturfreundin Farina Graßmann war wieder mal gern gesehener Gast im Naturfreundehaus Gerresheim an diesem Freitagabend. Im Gepäck hatte sie neben ihrem neuen Buch "Wunderwelt Moor" jede Menge tolle Bilder und Geschichten über Moore, über die dort lebenden Tiere und Pflanzen, aber auch über die Bedeutung der Moore für Natur- und Klimaschutz.
Denn mittlerweile hat ein Bewusstseinswandel eingesetzt: galten Moore früher nur als nützlich, wenn sie trockengelegt und für Torfabbau und Landwirtschaft genutzt wurden, so setzt sich inzwischen die Erkenntnis durch, dass Moore nicht nur einen ästhetischen Reiz besitzen, sondern wichtige Inseln für die Artenvielfalt sind und die Speicherung von Kohlenstoff in intakten Mooren ein unverzichtbares Element im Kampf gegen den Klimawandel sind.
Moore sind teilweise sehr alte Landschaften - viele der heutigen Moore in Mitteleuropa bildeten sich gegen Ende der letzten Kaltzeit vor 10.000 Jahren, als das Wasser der geschmolzenen Gletscher in die Täler floss und Pflanzen sich durch den Wassereinfluss nach ihrem Absterben zu Torf zersetzten. Ein unheimlich langsamer Prozess: nur etwa einen Millimeter wächst die Torfschicht pro Jahr. Die natürliche Torfproduktion von Jahrhunderten und Jahrtausenden wird also zerstört, wenn dicke Torfschichten abgebaut werden. Und mit ihnen werden riesige Mengen an Kohlenstoff freigesetzt, die dann als Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen. Dies geschieht übrigens auch beim Trockenlegen von Mooren, denn nur unter Luftabschluss bleibt der Kohlenstoff im Moor gespeichert.
Dies und die Fähigkeit von Mooren, wie ein Schwamm Wasser speichern zu können (Torfmoose speichern bis zum zehnfachen ihres Gewichts an Wasser), macht die Notwendigkeit eines umfangreichen Moorschutzes und die Wiedervernässung ausgetrockneter Moore deutlich. Der Abbau von Torf muss gestoppt werden und torffreie Alternativen bei Pflanzenerden oder als Substrat im Gemüseanbau müssen sich durchsetzen. Und durch den Bau von Dämmen und Spundwänden müssen Entwässerungsgräben wieder verschlossen werden, damit das Wasser im Moor bleiben kann. Ein wichtiger Verbündeter bei dieser Aufgabe ist übrigens der Biber, der die (Wieder-)Vernässung von Mooren oft viel effektiver vorantreiben kann als der Mensch mit seiner ganzen Technik.
Viele Pflanzen- und Tierarten profitieren von der Erhaltung und Wiederherstellung von Mooren - etliche davon Spezialisten, die nur in der nährstoffarmen und sauren Umgebung von Hochmooren existieren können. So fangen einige Pflanzen wie der Sonnentau, das Fettkraut oder der Wasserschlauch Insekten, um zusätzliche Nährstoffe zu sich nehmen zu können. Auch Spinnenarten wie die Wespenspinne oder die gerandete Jagdspinne haben ihre eigenen Überlebensstrategien entwickelt. Diese und viele andere auf Moore spezialisierte Tierarten wie den Moorfrosch, den Hochmoorgelbling oder die Sumpfschrecke stellte uns Farina mit tollen Bildern und zugehörigen Erklärungen und Geschichten vor.
Ein sehr interessanter und lehrreicher Abend, und die etwa 25 Besucher*innen im Naturfreundehaus gingen nach der folgenden Diskussionsrunde begeistert nach Hause.