Es summt und brummt an den Bienenstöcken auf dem Bottroper Westfriedhof, die Honigbienen fliegen emsig ein und aus, um den Nachwuchs zu versorgen. Hobbyimker Şahin Aydin nahm am Sonntag, den 11.06.2023, sechszehn interessierte Bottroper*innen mit zu seinen Bienenstöcken. Anschaulich erklärte er das Leben und Verhalten der Honigbienenvölker, wie der Honig entsteht und wie der Imker den Bienen den Honig „klaut“.
Spannend ist, wie die Arbeitsaufgaben in einem Bienenvolk verteilt sind. Die Arbeit liegt hier ganz „in Frauenhand“. Die weiblichen Honigbienen, Arbeiterinnen genannt, durchlaufen von Geburt bis Tod unterschiedliche Lebensphasen, in denen sie unterschiedliche Arbeitsaufgaben übernehmen, wie z.B. Zellen putzen und mit Propolis desinfizieren, Larven mit Pollen versorgen, Waben bauen, das Brutnest wärmen oder kühlen, den Eingang bewachen oder Pollen, Wasser & Nektar sammeln. Die männlichen Honigbienen, Drohnen genannt, haben nur die Aufgabe die Königin zu befruchten. Danach werden sie meist umgebracht und von den Arbeiterinnen aus dem Bienenstock gezogen. Die Königin lässt sich von den Arbeiterinnen mit Gelée Royal füttern und ist ausschließlich für die Eiablage zuständig - circa 2.500 Eier am Tag legt sie. Aus befruchteten Eiern schlüpfen neue Arbeiterinnen, aus unbefruchteten Eiern schlüpfen neue Drohnen. Die Königinnen können laut Şahin bis zu vier Jahre alt werden, während einfache Arbeiterinnen im Sommer meist nur bis zu 6 Wochen leben. „Winterbienen“, die am Ende der Vegetationsperiode schlüpfen, leben circa 6 Monate, da sie im Bienenstock überwintern und im zeitigen Frühjahr für die Aufzucht der ersten Brut zuständig sind.
Die Besucher*innen fanden den Blick in einen Bienenstock und die Suche nach der Königin besonders interessant. Für die Suche mussten einige Beuten herausgenommen und besichtigt werden, bevor sie zwischen all den emsigen Arbeiterinnen und Drohnen entdeckt wurde. Erkennbar war die Königin an ihrem länglicheren, schwarzen Hinterteil.
Şahin Aydin erntet einmal im Jahr Honig von seinen 20 Bienenvölkern. Er „klaut“ den Bienen somit die Nahrung für ihren Nachwuchs. Allerdings lässt er den Bienen immer einige Beuten mit Honig übrig, damit sie gut über den Winter kommen. Zufüttern mit Zuckerwasser möchte er die Bienen nicht, diese Ernährung sei nicht ausgewogen genug für sie und mache sie auf Dauer krank und schwächlich. Bienen sind sehr geruchsempfindlich – Parfüm, Weichspüler oder andere fremdartige Gerüche irritieren sie und machen sie aggressiv. Aus diesem Grund wäscht Şahin seinen weißen, einteiligen Schutzanzug mit Hut so gut wie nie und wenn dann nur mit Wasser. Dadurch bleibt sein Geruch bestehen, an den sich seine Bienen bereits gewöhnt haben. Der „Klau“ des Honigs fällt dadurch leichter, den ein oder anderen Bienenstich kassiert er trotzdem ab und zu. „Das gehört zum Imkern dazu“, meint Şahin lachend.