Es geht nicht um Jahresendfiguren mit Flügeln, sondern um den Finanzier und Gefährten von Karl Marx, der in Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal), geboren wurde. Am Sonntag, dem 24. Oktober wollten wir an einer Führung durch das Engelshaus teilnehmen.
Die von Denise durchorganisierte Reise wurde von der Deutschen Bahn mehrfach konterkariert. Wir merkten doch die Auswirkungen dreier CSU-Verkehrsminister. Bei einer Bahn konnten uns weder die Sicherheitsleute, noch der Lokführer sagen, wohin die Reise des Zuges ging.
Nach zweifachem Umstieg fehlte uns eine Stunde, und wir konnten das Engelshaus nur kurz ansehen.
Wir konnten dort einen Brief über die Heiratsfähigkeit von Engels' künftiger Großmutter Luise Noot lesen: "Ihr natürlicher Character ist… gefällig, zuvorkommend… gar nichts fordernd...auf ihren Sinn eigenwillig zu bestehen, scheint ihr gar nicht eigen, sondern Nachgiebigkeit, und leichte Lenkbarkeit ein Hauptzug ihrer Characters zu sein" ["ihrer" im Original] und dass sie den weltlichen Lustbarkeiten entsage.
Es war eine pietistische Familie, und besonders die Frauen hatten wohl nicht viel Spaß!
Anschließend gab es eine Führung durch die Arbeitergeschichte Wuppertals mit dem sehr engagierten Wolfgang von den Wuppertaler NaturFreunden.
In der 1848er Revolution organisierte Friedrich Engels die ersten kommunistischen Versammlungen.
Wir hingegen liefen in vielen kleinen Straßen auf steile Hügel der treppenreichsten Stadt Deutschlands, und an manchen von ihnen fanden sich an den Kreuzungen vier Eckkneipen. Das hätte sich in unserer heutigen Sicht für die Wirt*innen nicht gelohnt. Aber bei dem damaligen Wohnungsmangel teilten sich zwei Familien eine Wohnung und eine Familie wohnte jeweils tagsüber in der Kneipe. Es gab sogar Familien, die jahrzehntelang in Waldhöhlen wohnten. Wo es dann Wohnungen gab, waren sie stuckverziert, auch die Arbeiterwohnungen, jedenfalls auf der Vorderseite.
Das Tal der Wupper galt um 1850 als die industriereichste Gegend Deutschlands, was sich sowohl auf die wachsende Bevölkerungszahl als auch die schwindende Luftqualität auswirkte. Die Fabrikanten wohnten nicht mehr, wie zu Anfang, gegenüber der Fabrik, sondern verzogen sich in den Westen des Tales, wo der Wind herkam.
Wir sahen die ehemalige Zentrale der Konsumgenossenschaft, die noch 1957 mehr als 200.000 Personen versorgte.
Wolfgang erinnerte uns auch an Wuppertal als Widerstandszentrum des Kapp-Putsches, wo die Faschisten 1920 das erste Mal nach der Macht griffen und erfolgreich von den bewaffneten Arbeitern und Arbeiterinnen (Claire Riedesel) zurückgeschlagen wurden.
Zum Schluss sahen wir noch ein wahrhaftig bemerkenswertes Denkmal für und mit einem Gedicht von Else Lasker-Schüler.
Nach reichlichem Mahle in einem spanischen Restaurant waren wir so gestärkt, dass wir in Wuppertal Hauptbahnhof (Tarnname von Elberfeld), wieder in den Zug stiegen.