"80. Jahrestag des Überfalls der deutschen Truppen auf Polen und damit Beginn des 2. Weltkriegs. Für uns NaturFreunde Herzogenrath-Merkstein Anlass, einen besonderen Themennachmittag gegen Krieg, Gewalt, Zerstörung und damit verbundenes menschliches Leid zu veranstalten“, so der Vorsitzende der NaturFreunde, Bruno Barth, in seiner Einführung.
Die NaturFreunde hatten dazu Dorothea Kempen eingeladen, die ihre Bilder zum Thema in einer Ausstellungseröffnung präsentierte. Die Künstlerin aus Niederbardenberg, gelernte Grafik-Designerin, hat von ihr gemalte Bilder schon seit 2009 in verschiedenen Ausstellungen gezeigt. „Menschen stehen im Vordergrund meines Interesses. Malen und Zeichnen sind mir Sprache und Ausdrucksmittel zugleich“, formuliert Dorothea Kempen ihre Sichtweise. Sie malt aktuell bevorzugt in Acryl, Kohle und Aquarell, figurativ oder skizzenhaft, gerne auch in großen Formaten. Zur Thematik passend sind die großen Bilder im Naturfreundehaus beeindruckend und in ihrer Aussage zugleich erschreckend.
Der Nachmittag hatte mit einer Lesung begonnen. Bruno Barth las bekannte Texte von Böll, Borchert und Kaschnitz, die vor Jahrzehnten geschrieben wurden und stellte sie aktuellen Nachrichten von 2019 gegenüber wie zur Lagerung von US-Atomwaffen in Büchel in der Eifel oder zusteigenden Rüstungsausgaben Deutschlands mit Waffenlieferungen auch in Krisengebiete. Hat man aus der Vergangenheit nichts gelernt? Regina Becker erinnerte mit einem eher unbekannten Text an den „Aufstand der Georgier“ auf der holländischen Insel Texel 1945, der aus unterschiedlichen Motiven in Deutschland, in den Niederlanden und in Russland verdrängt wurde, weil er nicht ins jeweilige Schwarz-Weiß-Schema passte. Dr. Martin Furtkamp beschäftigte sich u.a. mit Aussagen im „Ahlener-Programm“ der CDU nach dem Krieg und mit dem SPD-Parteiprogrammen von 1945/46 – gemeinsam mit massiver Kritik am „hemmungslosen Kapitalismus als eine Ursache für Krieg und Gewalt“. Erschreckend bei allen Texten war, dass die Lehren aus dem Krieg und seinen Folgen, die in den 50er-Jahren noch präsent waren und die Stellungnahmen von Schriftstellern und politischen Aussagen prägten, offensichtlich verdrängt worden sind.
Die Bilder von Dorothea Kempen sind bis Ende Oktober zu den Öffnungszeiten des Naturfreundehauses zu sehen.