
Am vergangenen Wochenende (5.9.) fand die vierte und damit letzte ProInsekt-Schulung in diesem Jahr - unter strengen Corona-Schutzmaßnahmen (Maskenpflicht, Mindestabstand usw.) statt.
Vollkommen ausgebucht konnten max. 20 Teilnehmende mitmachen - beim spannenden Workshop zum Thema "Naturgartenplanung" in Kooperation mit dem Projekt "Tausend Gärten - Tausend Arten" (Wissenschaftladen Bonn) und mit der Referentin Ulrike Aufderheide (NaturGarten e.V.).
Es war eine gelungene Kooperationsveranstaltung - die durch die Unterstützung der NaturFreunde Bonn und ihrem Garten erst möglich wurde. Sie organisierten einen Raum und stellten Ihren Garten für eine exemplarische naturnahe Gartenplanung und Begehung für den Tag zur Verfügung.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Bettina Bödefeld (Projektmanagerin vom Projekt ProInsekt und Initiatorin der Veranstaltung) das Projekt ProInsekt sowie die Referentin Frau Aufderheide kurz vor.
Ulrike Aufderheide führte in zwei Vorträgen à 90 Minuten ins Thema Naturgarten ein. Zunächst ging es am Vormittag um die "natürliche Landschaft" in unseren Breitengraden - eine halboffene Landschaft, wie sie vor vielen Millionen Jahren bereits vorhanden war - z.B. im Perm. Sie stellte heraus, wie wichtig eine halboffene Landschaft (Wiesen, Säume, Hecken und Sträucher kombiniert mit Waldgebieten) für die Artenvielfalt und dazu für die Klimakrise ist - diese Landschaften haben die höchste Biodiversität und speichern am meisten CO2.
Ein Naturgarten versucht durch Elemente diese halboffenen Landschaftselemente in die privaten und öffentlichen Gärten zu holen - mit natürlichen bzw. standortangepassten Pflanzengemeinschaften, die sich seit vielen Jahrtausenden an die Standortbedingungen (Boden, Feuchtigkeit, Sonneinstrahlung usw.) angepasst haben. Diese Elemente bzw. Pflanzengemeinschaften werden versucht zu reaktivieren oder gezielt zu pflanzen - da sie auch weniger Pflege benötigen und auch die natürlichen Tiergemeinschaften mit sich bringen. Dahinter steckt das wichtige Prinzip der Abhängigkeit von Pflanzen und Tieren: Das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Es ist wichtig dieses zu verstehen, um einen naturnahen Garten anzulegen: Nur bestimmte Pflanzen können von bestimmten Bestäubern bestäubt werden und einige Bestäuber können auch nur Nahrung (Nektar/Pollen) von bestimmten oder einzelnen Pflanzengemeinschaften erhalten. Im Gegensatz zur Honigbiene sind viele Wildbienenarten (über 560 in Deutschand) auf wenige oder gar nur einzelne Pflanzen angewiesen. Hinzu ging Frau Aufderheide auch auf bestimmte Grundregeln des Naturgartens ein: Keine Chemie und kein "Aufräumen" im Garten, z.B. abgestorbene Stauden stehen lassen, gefallenes Laub nur teilweise entfernen usw.
Weiterhin erklärte Frau Aufderheide die "natürliche Pflege" im Naturgarten - die nur Pflanzenfresser imitieren soll - z.B. den Waldelefanten, der vor vielen Millionen Jahren auch hier in Deutschland die halboffenen Landschaften geprägt und gepflegt hat. Somit sollte die Mahd nur auf Teilen einer Wiese und möglichst mit schonenden Verfahren geschehen - z.B. mit der Sense. Auch sollte die Mahd einer Wiese nur ein bis zwei mal im Jahr stattfinden.
Konkret ging es im zweiten Vortragsteil um die verschiedenen möglichen Elemente für einen privaten oder einen öffentlichen "Naturgarten" - u.a. die Schotterwiese (z.B. für Parkflächen) oder die Saumbepfanzung an Hecken. Die verschiedenen Elemente wie Rasen oder Wiesen wurden ausführlich diskutiert.
Nach einem köstlichen Essen (Quiche und Kürbissuppe), das die NaturFreunde Bonn hergerichtet hatten, ging es zum praktischen Teil der Schulung in den Naturfreundegarten - ca. 300 m zu Fuß entfernt. Dieser Garten wird erst seit 1 1/2 Jahren durch die Ortsgruppe betreut. Bisher wurde er von Brombeeren befreit und erste Elemente eingebaut - z.B. ein Zelt für Kindergruppentreffen, Dixietoiletten, ein Kanu-Sandkasten, ein Komposthaufen, eine Zelt- und Spielwiese. Die NaturFreunde Bonn wollen diesenGarten jedoch vor allem als naturpädagogischen Ort auch nach Prinzipien des naturnahen Gartens weiter gestalten.
Nach einer Einführung durch Bernhard Bergmann (von den NF Bonn) wurde durch Frau Aufderheide angeleitet unter Einbeziehung aller Teilnehmenden der Garten um- und neugeplant - mit verschiedensten naturnahen Elementen und unter Einhaltung/Erklärung diverser Regeln. Wie z.B. dem Mindestabstand von 2,5 m zu Bäumen für die Anlage eines Weges oder eines Aufenthaltbereichs (bebaut/gepflastert). Geschotterte Wege als geschwungene Elemente, Wasserlauf (durch Regenwasser gespeist), ein Matschbecken, ein "Willkommens/Eingangsbereich", gemütliche Sitzmöglichkeiten sowie Hochbeete (Nutzpflanzen, Kräuter) wurden in den Garten eingeplant.
Nach ausgiebiger Diskussion - vor allem unter Einbeziehung der naturpädagogischen Vorstellungen der NaturFreunde Bonn, die diesen Garten schwerpunktmäßig als Ort für Begegnung und für Kinder/Jugendaktivitäten nutzen möchten, wurde am Ende final ein erster Entwurfsplan - siehe Bilder - erstellt.
Auf Grundlage der Diskussion und dieses Planes konnten die Teilnehmenden sehr konkret die Naturgartenplanung nachvollziehen und mitgestalten.
Für die NaturFreunde Bonn steht nun die Um- und Neuplanung bevor - sie freuen sich auf interessierte Menschen, die mitmachen möchten - und natürlich finanzielle Unterstützung dafür.
Wir als Projekt ProInsekt möchten uns bei allen Beteiligten herzlichst bedanken - vor allem dem Projekt "Tausend Gärten- Tausend Arten" für die Ko-Finanzierung, den Bonner NaturFreunden für die große Unterstützung und Frau Aufderheide für den spannenden Workshop.
Neue Schulungen für das Jahr 2021 stehen bereits fest - siehe Flyer - Download oder auf www.proinsekt-nrw.de
=> Eine Schulung zum Thema Naturgarten wird es voraussichtlich auch im Sommer 2021 wieder geben - der Termin folgt Ende 2020;