Lieder und Texte aus einer Zeit, in der in Deutschland der Kampf um die Demokratie einen ersten Höhepunkt erlebte, präsentieren Klaus Grabenhorst (Stimme und Gitarre) und Jens Barabasch (Flöten) an diesem Sonntagnachmittag vor etwas 50 Zuschauerinnen und Zuschauern im Naturfreundehaus Gerresheim.
Auch wenn diese Kämpfe schon lange her sind, so gemahnen sie uns doch auch heute, Demokratie nicht als etwas Selbstverständliches hinzunehmen, sondern immer wieder darum zu streiten und sich dafür zu engagieren, so der Vorsitzende der NaturFreunde Düsseldorf, Matthias Möller, in seiner Begrüßungsansprache. Denn wie schnell antidemokratische Kräfte auch kleinste erkämpfte Fortschritte wieder einkassieren, wurde in den geschichtlichen Hintergrunderzählungen von Klaus Grabenhorst immer wieder klar.
Glücklicherweise wurden die Kämpfe um die Demokratie auch mit kulturellen Mitteln ausgefochten, und so konnten Klaus Grabenhorst und Jens Barabasch eine Vielzahl von Gedichten und Liedern präsentieren, die die Forderungen der Demokratiebewegung, die Sorgen der Menschen, aber auch manche geschichtliche Begebenheit lebendig werden ließen.
So kündete das Lied "In dem Kerker saßen" vom Schicksal sechs Frankfurter Studenten, die die Hauptwache besetzten und dafür eingesperrt wurden, und die Moritat vom Bürgermeister Tschech erzählte von einem erfolglosen Attentatsversuch auf König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Das eindrucksvoll vorgetragene Gedicht "Die Schlesischen Weber" von Heinrich Heine beschrieb die elende Lage der arbeitenden Bevölkerung, die auch eine der Ursachen der Revolution war.
Aufrufe zum Hambacher Fest in Gedichtform, Herweghs "Gedichte eines Lebendigen" oder Freiligraths Text "Die Toten an die Lebenden" waren gleichermaßen kulturelle Werke wie auch Mittel zur Mobilisierung der Bevölkerung, und die Möglichkeit des Drucks von Flugblättern zur Verbreitung der demokratischen Forderungen wurde im Loblied auf den besten Berg der Welt, den Guttenberg gewürdigt. Viele Menschen allerdings versuchten ein besseres Leben nicht in Deutschland zu erkämpfen, sondern suchten eine Zukunft durch Auswanderung nach Amerika zu erreichen, wovon Lieder wie das "Lied vom Mississippi" oder "Ein stolzes Schiff" erzählten.
Auch Düsseldorf und speziell Gerresheim spielten übrigens im damaligen Geschehen eine wichtige Rolle, Menschen wie Lorenz Cantador, Ferdinand Lasalle oder der Gerresheimer Arzt Dr. Peter Neunzig wurden in diesem Zusammenhang von Klaus Grabenhorst vorgestellt. Und am 8. Oktober 1848 machten sich über 5.000 Menschen auf den Weg von Düsseldorf nach Gerresheim, mehr als Gerresheim seinerzeit Einwohner hatte. Und warum gerade Gerresheim? "Weil dort besonders viele Demokraten wohnen.", so der Bericht eines Polizeispitzels.
Dank der lebendigen Erzählweise Klaus Grabenhorsts, der gut zusammengestellten Lieder und Texte und der hervorragenden musikalischen Begleitung von Jens Barabasch auf den verschiedensten Flöten (darunter die kleinste spielbare Flöte der Welt) erlebten die Zuschauerinnen und Zuschauer im Naturfreundehaus so eine gelungene Geschichtsstunde der ganz besonderen Art.