In den letzten Jahren haben wir viel erreicht: So haben wir unter anderem auf dem Bundeskongress der NaturFreunde Anträge zur gerechteren Teilhabe initiiert und unsere Präambel in NRW verändert. Um eine Gesellschaft zu schaffen, die sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzt, müssen wir als Naturfreund*innen aber auch nach innen schauen und uns der potentiellen Diskriminierungen und Ungleichheiten in unseren eigenen Strukturen „bewusst sein“. Daher haben wir die Awareness-AG gegründet. "Awareness" bedeutet "sich (einer Sache) bewusst sein". Gemeint ist ein achtsamer und respektvoller Umgang miteinander. Awareness ist ein Konzept, das sich gegen jede Form der Diskriminierung, Gewalt und Grenzüberschreitung stellt. Verletzendes und grenzüberschreitendes Verhalten, wie z.B. sexistische, rassistische, trans-, homophobe oder behindertenfeindliche (ableistische) Übergriffe werden von den NaturFreunden satzungsgemäß nicht toleriert, Betroffene von uns gestärkt und aktiv darin unterstützt, Handlungsstrategien zu entwickeln.
Wenn wir von bspw. sexistischen oder rassistischen Übergriffen sprechen, so meinen wir nicht (nur) Handlungen, die im Bereich der Strafbarkeit zu finden sind, sondern vor allem eben solche vermeintlich „alltägliche“ Handlungen, die von Personen, die sie ausüben, nicht immer in schlechter Absicht durchgeführt werden; z. B. auf Grund von gesellschaftlicher Sozialisation von verinnerlichtem Alltagsrassismus oder Frauenfeindlichkeit (Misogynie). Solche Handlungen sind so genannte Mikroaggressionen, die möglicherweise u. a. zu psychischer Belastung und mindestens zu Unwohlsein führen.
Handlungen die wir meinen könnten zum Beispiel folgende sein:
1. Eine Person wird auf einer Sitzung angeschrien und beleidigt.
2. Eine weiblich-gelesene Person wird auf körperliche Merkmale angesprochen oder sogar angefasst.
3. Eine Person mit nicht gewohnt-deutschem Namen wird gefragt "wo kommst du denn eigentlich her?".
4. Eine Peron mit einer Gehbehinderung kann die Toiletten oder auch andere Räumlichkeiten nicht benutzen und kann deshalb nicht an den Veranstaltungen teilnehmen.
5. Menschen, die andere Menschen betreuen (Kinder, Angehörige etc.) werden in der Zeitplanung von Veranstaltungen und Sitzungen nicht bedacht und so ausgeschlossen.
Beim Landesausschuss am 02.09.2023 in Düsseldorf-Gerresheim wollen wir erstmalig ein Awarenesskonzept und einen sicheren Ort (Safer Space) für den Zeitraum der Veranstaltung schaffen. Der Landesausschuss ist unser Versuchsballon für die Umsetzung eines breit aufgestellten und langfristigen Konzepts innerhalb der Strukturen der Naturfreunde NRW und langfristig gesehen auch bundesweit. Wir, das sind ca. 10 ehrenamtliche und hauptamtliche Menschen, die die Stärkenberatungsausbildung in NRW durchlaufen haben. Wir möchten einerseits einen Raum schaffen, wo Menschen sich ausruhen und erholen können, wenn ihnen die Veranstaltung zu viel wird oder sie eine Ansprechperson brauchen, einfach so oder weil sie Diskriminierung erleben. Dafür wollen wir ein Zelt im Garten des Naturfreundehauses in Gerresheim aufbauen. Im Vorfeld des Landesausschußes möchten wir die Teilnehmer*innen befragen, welche Bedürfnisse und Einschränkungen sie haben, so dass wir z. B. für Gebärdensprachdolmetschen sorgen können und eine behindertengerechte Toilette mieten können.
Gleichzeitig möchten wir aber von vornherein für die Verstetigung eines solchen Ansatzes sorgen und schlagen bei der Sitzung Menschen aus unserer Gruppe (Stärkenberatungsfachgruppe/Awareness/Sicherer Ort) vor, die sich in den Vorstand nachnominieren lassen und als Vertreter*innen der Fachgruppe Stärkenberatung Teil der Landesleitung werden wollen. So hoffen, wir langfristig wirken zu können und dadurch bei den Naturfreund*innen NRW für frischen Wind und neue Mitglieder zu sorgen. Wir arbeiten dabei zusammen mit der Naturfreundejugend NRW, die vieles schon umsetzt, was wir anstreben.