Am 11. März starten die internationalen Wochen gegen Rassismus. Bis zum 23. März gibt es Deutschlandweit Veranstaltungen und Aufmerksamkeit. Dabei sollte uns allen klar sein, dass die Arbeit gegen Rassismus und Antisemitismus nicht nur in diesen Wochen wichtig ist, sondern unsere tägliche Aufmerksamkeit benötigt; 52 Wochen im Jahr, jedes Jahr.
Rechte Straftaten steigen, antisemitische Angriffe sind alltäglich, rechte Politiker*innen besprechen wie sie Menschen aus dem Land verschwinden lassen können, rassistische Polizeigewalt ist echt #justice4mouhamed, ein Drittel der Bevölkerung hat Rassismen verinnerlicht, die konservativen Partein spielen das Spiel der Rechtsextremen mit, die deutsche Asylpolitik ist nur noch menschenunwürdig, Menschen leiden jeden Tag an strukturellem Rassismus und müssen sich den Mikroaggressionen ihres Umfelds aussetzen.
Ist das gerecht? Nein! Deswegen sind wir alle gefragt, auf die Straße zu gehen gegen Rassismus und für unsere Demokratie einstehen. Aber wir alle müssen und auch jeden einzelnen Tag damit beschäftigen, ob unsere Wörter und Taten verletzend sind und ob wir es annehmen und verändern, wenn wir darauf hingewiesen werden. Und wir müssen diejenigen sein, die widersprechen und andere darauf hinweisen, wenn wir bemerken, dass die Aussagen einer*s anderen diskriminierend sind. Manchmal versteckt sich Rassismus in unserer Sprache, zwischen beiläufig daher gesagten Bemerkungen und oft gehörten Phrasen. Das heißt aber nicht, dass das in Ordnung ist.
Es ist gar nicht so schwer, den (nicht ausschließlich) alltäglichen Rassismus im Umgang mit Menschen und den Strukturen, in denen wir alle leben, als Ungerechtigkeit zu erkennen; auch unsere kolonialistische und menschenfeindliche Kultur offenbart ihn, egal wohin wir uns bewegen: Denkmäler, Straßennamen, Zuschreibungen in Musik, Film und Literatur, usw. Vieles, das wir gewohnt sind, ist zutiefst durchdrungen von Entmenschlichungen und Ausbeutungsgeschichten. Es gilt das Gewohnte einem zweiten Blick zu unterwerfen. Es gilt die gesprochenen Worte nochmal genau anzuhören. Es gilt den Schmerz zu erkennen, der das Geflecht ist, das unsere Gesellschaft durchzieht und unsere eigenen Stränge darin zu erkennen. Zieht sie nicht weiter zu, sondern schneidet sie durch! Der Schmerz, Gewohnheiten abzulegen, bekannte Wege zu verlassen und sich selbst zu hinterfragen ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den die rassistischen Handlungen und Strukturen betroffenen Menschen zufügen.
Fallt rassistischem Reden ins Wort! Informiert euch über Statistiken und Fakten! Beschäftigt euch mit rassistischer Sprache! Schreibt den Bezirksregierungen! Geht auf Demos! Meldet Rassismus in Organisationen und Institutionen! Geht rein in den Schmerz, um alle zu befreien!
Wenn du Diskriminierung oder Rassismus (selbst) erlebst, suche dir Hilfe, sprich es direkt an oder sprich mit anderen darüber. Wir haben, zum Beispiel bei der Stärkenberatung der NaturFreunde gerne ein offenes Ohr und wir können gemeinsam überlegen, wie du in bestimmten Situationen, ob in der Bahn oder auf der Arbeit, wo auch immer, besser damit umgehen kannst.