Die Wasserwerkstatt der Bonner NaturFreund*innen - ein Ausflug an die Sieg
Bonn, 24.07.2022.
NaturFreund, Dipl. Pädagoge und Philosoph Günter Klarner nahm bei strahlendem Sonnenschein die Bonner NaturFreund*innen und weitere Naturschutzinteressierte auf Erkundungstour an die Sieg mit. Zuerst bestimmten Groß und Klein die Gewässergüte der Sieg. Vorsichtig wurden am Rande des Flussbetts der Sieg Grundwanzen, Larven der Eintagsfliege, Flussflohkrebse und die Haut eines größeren Flusskrebses gekeschert, kurzzeitig für die Bestimmung gefangen und dann wieder freigelassen, bevor ihnen der lebenswichtige Sauerstoff in den weißen Betrachtungsschalen ausging. Durch die Zuhilfenahme von Bestimmungsbüchern konnte eine Gewässergüte zwischen 1 (sehr gut) bis 2 (gut) für die Sieg festgestellt werden.
Im zweiten Teil wurde es kreativ und ein bisschen philosophisch. Mithilfe eines Spiegels, flach ins Flussbett gelegt, konnten die durchsichtigen Bewegungen der Strömung besser wahrgenommen und studiert werden. Im Anschluss erhielten alle Teilnehmenden ein Klemmbrett mit Papier und Bleistift und bekamen die Aufgabe, das Wasser zu skizzieren. Dies fiel teilweise schwer aufgrund der permanenten Bewegung des Wassers und der vielen Reflexionen von anderen Strukturen wie Bäumen, Uferrand, Wolken und Himmel. Wasser ist immer fließend und daher schlechter für das Auge greifbar, künstlerisch lassen sich immer nur Momentaufnahmen festhalten.
Um zu bestätigen, dass Wasser niemals ein und dieselbe Form entstehen lässt, konnten die Teilnehmenden im weiteren Verlauf selbst marmorieren. Dafür wurde flüssige Ölfarbe benutzt. Diese wurde leicht auf das Wasser geträufelt, mit einer Holzstab kurz in Bewegung gebracht, dann ein Blatt DIN A4 aufgelegt und ein Abbild der Bewegung geschaffen. Und siehe da - kein Bild glich dem anderen. Während des Marmorierens stieß Günter Klarner eine philosophische Diskussion über die Formen der Natur an. Welche Formen sind in der Natur erkennbar? Anhand der mitgebrachten Bücher von Günter Klarner betrachteten Groß und Klein die "Kunstformen der Natur" von Ernst Heckel, Fotografien von Karl Blossfeld, "Das Wasserbuch" von Leonardo Da Vinci, "Das sensible Chaos" von Theodor Schwenk und es wurde die Fibonacci-Folge sowie der goldene Schnitt erklärt. Wir diskutierten, ob es eine Grundform bzw. ein Grundmuster in der Natur gibt. Bis heute haben Wissenschaftler*innen keine greifbare Antwort auf diese Frage gefunden.
Die Natur ist komplex, unberechenbar, speziell und sensibel - Prozesse bzw. Vorgänge in der Natur lassen sich nicht einfach erklären und Probleme nicht einfach lösen. Durch die (unüberlegten) Eingriffe des Menschen geraten Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, weil Nischen und Arten verdrängt werden, die durch ihr Verschwinden einen Dominoeffekt auslösen und das komplexe System ins Wanken bringen.
Es ist wichtig, Menschen aller Altersklassen dafür zu sensibilisieren.