… besser verstehen und schützen“ – so lautete der Titel unserer dritten Schulung im Rahmen des Projekts "LebensRäume" 19 Teilnehmende fanden sich zum Vortrag und der anschließenden Wald-Exkursion am Naturfreundehaus Ebberg ein. An zahlreichen Beispielen erläuterte Naturerlebnispädagoge und Waldführer Stefan Leiding, dass ein intakter Wald ein balanciertes System ist, in dem viele große und kleine Lebewesen eine Rolle spielen. Deutlich wird das beispielsweise an der perfekten „Kreislaufwirtschaft“ im Wald. Stirbt ein Baum ab, so wird er zu Nahrung und Lebensraum für viele Waldbewohner. In den Höhlen wohnen z. B. Spechte und Fledermäuse. Pilze, Insektenlarven und andere Kleinlebewesen übernehmen die Zersetzung des Holzes. Viele Jahre vergehen, bis es zu Waldboden geworden ist.
Einige Pilze spielen auch beim Wachstum der Bäume eine große Rolle. Sie leben an und in den Baumwurzeln und versorgen diese mit Nährstoffen. Im Gegenzug erhalten sie Zucker, den sie selbst nicht produzieren können. Eine Lebensgemeinschaft, bei der beide einen Vorteil haben, nennt man Symbiose. Wenn wir oberirdisch einen Pilz im Wald sehen, so ist das nur der Fruchtkörper. Unterirdisch besteht er aus weit verzweigten Pilzfäden, die den Boden durchziehen.
Faszinierend und vor unseren Augen und Ohren verborgen findet die Kommunikation der Bäume statt. Über Duftstoffe können sie einander warnen. Wird ein Baum von einem Schädling befallen, so alarmiert er auf diese Art die anderen Bäume, die daraufhin entsprechende Abwehrstoffe produzieren.
Wir stellten uns auch die Frage, wie es gelingen kann, den nächsten Generationen natürliche, gesunde und stabile Wälder zu hinterlassen. Dafür muss sich auf jeden Fall etwas bei der Bewirtschaftung der Wälder ändern. Mit Monokulturen aus Nadelhölzern, die vor allem dem schnellen Holzertrag dienen sollen, wird dies nicht gelingen. Fichten sind meist nicht an die Standorte angepasst und anfällig für Hitze- und Sturmschäden. Hier finden Borkenkäfer dann optimale Bedingungen und geben den kranken Bäumen den Rest. Die letzten trockenen Sommer haben dies in vielen Wäldern in NRW sehr deutlich gemacht. Mehr Zukunft haben naturnahe Laubwälder mit Baumarten, die an den jeweiligen Standort angepasst sind.
Nicht nur die Auswahl der Baumarten spielt eine Rolle, sondern auch die Bewirtschaftung. Problematisch ist der Einsatz großer Erntemaschinen wie z. B. von Harvestern. Durch die Vibration wird der Boden so verdichtet, dass er seine Funktion als Wasserspeicher, Lebensraum und Lieferant von Nährstoffen nicht mehr erfüllen kann. Wir brauchen Weitblick, Zeit und Geduld. Bäume wachsen langsam. Was wir heute pflanzen, kann erst von unseren Enkeln oder Urenkeln genutzt werden. „Abwarten und Tee trinken ist eine gute Idee bei der Waldbewirtschaftung“ meinte Stefan Leiding augenzwinkernd. Schon heute kann aber jede*r Einzelne etwas für unsere Wälder tun und sein*ihr Konsumverhalten überprüfen, denn der Klimawandel ist eine große Herausforderung für unsere heimischen Wälder und die auf der ganzen Welt.
Die Rückfragen der Teilnehmenden und die lebendigen Diskussionen zeigten, wie groß das Interesse und die Begeisterung für das Thema war. Herzlichen Dank an Stefan Leiding für die spannenden Einblicke in das Ökosystem Wald, an die Teilnehmenden für ihr Interesse und an das Naturfreundehaus Ebberg für die Gastfreundschaft und das leckere Mittagessen!