Wie Blauschimmel in einem Käse ist das Bouldergebiet bei Fountainbleu mit einem feinen Netz von Sandsteinfelsen durchzogen. Die Felsformen sind meist rund und erheben sich nur wenige Meter in die Höhe. Die Anzahl der erschlossenen Felsen ist riesig und die Gebiete, in denen sie zu finden sind, weitläufig. So stellt sich für jeden Ausflug in das europäische „Bouldermekka“ die Frage: Wohin denn nun?
Wir entschieden uns für ein weniger bekanntes Gebiet, mit einem kurzen Anmarsch. In Fountainbleu gibt es neben zahlreichen Einzelbouldern, auch Parcours, die mit farbigen Pfeilen markiert sind. In solch einen Parcour stürzten wir uns mit kindlichem Eifer, wie im Wahn. Die Bouldermatte wurde zuerst noch mitgeschlörrt, blieb dann beim ersten Überklettern eines Blocks liegen. Erst bei dem ersten höheren Fels mussten wir unser Material nachholen. Zwischen zwei Steinen führte eine feine Rissspur auf einen vier Meter hohen Block. Ich stürzte auf halber Höhe den Füßen voran in den Spalt. Nix passiert.
Nun war Richie an der Reihe: „Die Matte nützt hier doch eh nix“. Wir stopften Sie trotzdem in den Spalt und als Richie von der Wand kullerte, verrichtete diese erfreulicherweise doch ihren Dienst. Nach einigen Versuchen meisterten alle das Problem und es ging weiter und weiter. Der Eifer war ungebrochen, bis erste Ermüdungserscheinungen auftraten. Erst fiel ich aus, packte ein Problem nicht und übersprang es. Finn fing an, über dünne Fingerhaut zu klagen. Die Probleme wurden schwerer und gipfelten am ersten 6a??? Boulder. Dem Jesus(wie er ganz genau hieß ist fraglich)!
Ein schwerer Einzelzug, an dem man in gespreizter Kreuzmanier startete und sich mit gekonnter Fußtechnik emporschraubte um eine kleine Leiste zu ergreifen. Dieser Boulder ließ nun auch bei Finn und Sven den Traum platzen, den Parcour erfolgreich zu meistern. Nur Richie blieb eisern und griff mit robotergleicher Präzision nach zahlreichen Versuchen die Leiste und konnte sich empor ziehen. Er hatte sich als Ziel gesetzt, den Parcour durchzuziehen und etwas Wahnsinn glitzerte in seinen Augen.
Wir hatten nun über 25 Probleme beklettert und es fehlten nur noch knappe zehn bis zum Ziel. Ich gab auf, in Gedanken an die nächsten zwei Tage und mit Blick auf die Hände. Finn klagte weiterhin über mittlerweile wunde Stellen an seinen Händen, konnte diese aber nicht vom Fels lassen. Sven, gut in Form und mit noch reichlich Haut an den Fingern löste im Doppelpack mit Richie ein Problem nach dem anderen. Das Wasser wurde knapp und die Sonne brannte erstaunlich heiß für den Frühling. Und dann nach einem stark überhängenden Boulder und einem hohen Boulder mit spektakulärem Ausstieg war es geschafft. Nun fiel auch von Sven und Richie der Druck ab.
Den ganzen Tag über hatten wir den Hügelkamm, auf dem wir kletterten, für uns gehabt, nur eine Gruppe französischer Wanderer kreuzte unseren Weg. Die Atmosphäre mit den Steineichen und hohen Farnen war magisch. Das Erlebnis bei Fountainbleu war noch besser als ich es mir vorgestellt habe.
Dario Krebs