Insekten an und in den Seen
Hier findet ihr die Langversion der Geschichte "Lilli Libelle".
Leider ist die Tafel aufgrund von Vandalismusschäden derzeit nicht vor Ort zu sehen.
Weitere Geschichten von Insekten am Unterbacher See findet ihr hier:
Gestatten: Wasserfloh – der Überlebenskünstler
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Lilli Libelle
Hallo, ich bin Lilli, eine große türkise Libelle. Wenn Ihr mich als Libelle seht, bin ich schon alt.
Nun möchte ich euch noch schnell mein Leben erzählen, denn in ein paar Wochen sterbe ich.
Weltweit gibt es ca. 5000 verschiedene Arten Libellen, in Europa ca. 80 verschiedene Libellenarten.
Von ganz klein mit einer Flügelspannweite von 2 cm bis groß mit einer Spannweite von 15 cm.
Aber das ist ja noch gar nichts. Als die Dinos noch lebten, vor rund 150 Millionen Jahren und noch früher, vor 320 Millionen Jahren, lebten Libellen mit einer Flügelspannweite von 60 bis 75 cm!!!
Und ihr Körperbau war meinem sehr ähnlich. Wir haben uns in soooooo langer Zeit kaum verändert.
Uns gibt es in vielen verschiedenen Farben. Wir sind wahre Flugkünstler. Wir großen Libellen können wie ein Hubschrauber in der Luft stehen bleiben. Oder auch wie ein Segelflugzeug durch die Luft gleiten. Wir können Wettflüge veranstalten und bis zu 50 km/h schnell fliegen und dann abrupt die Richtung ändern. Manche von uns können sogar rückwärts fliegen. Mach das mal nach.
Nun zu meiner sehr langen Kindheit.
Als mich meine Eltern als Ei über dem See abgeworfen hatten, landete ich auf dem Grund des Sees. Einige Geschwister landeten auf Seepflanzen und Blättern.
Ich wurde nach Monaten zu einer „Vorlarve“. Ich konnte mich noch nicht bewegen. Doch nach kurzer Zeit entwickelte ich mich zur richtigen „Larve“.
Ich ernährte mich von Mückenlarven, Bachflohkrebsen und kleinen Kaulquappen. Mmmmmhhh lecker!!!!
Ich wuchs und habe mich viele Male gehäutet. Wir häuten uns, je nach Art, 7 bis 13 mal, bis wir erwachsen sind. Je nach Libellenart dauert das einige Monate bis zu 5 Jahre!!!
Als ich erwachsen wurde, kletterte ich an einem Pflanzenstängel aus dem See. Oben angekommen häutete ich mich ein letztes Mal. Das dauerte ein paar Tage, bis ich meine zu klein gewordene Haut abgeworfen hatte.
Dann ging ich auf meinen Jungfernflug. Ich musste mich daran gewöhnen, Luft statt Wasser zu atmen. Es ist herrlich, in der Luft zu fliegen. Meine Nahrung fange und esse ich im Flug. Dazu gehören Mücken, Fliegen, Bremsen. Also sämtliche Plagegeister, die Ihr nicht mögt. Manchmal sehe ich Leute, die haben Angst vor mir.
Aber das brauchen sie nicht. Ich habe keinen Stachel, ich kann nicht stechen.
Ich beiße auch nicht. Nur die Mücken. Lecker!!!
Ich habe mir letzte Woche einen netten Libellenmann gesucht und wir haben schnell für Nachwuchs gesorgt. Dies ist etwas kompliziert und akrobatisch bei uns.
Mein Mann und ich bilden dann eine herzförmige „Paarungskette“. Mein Mann greift mit seinem Schwanzende meinen Kopf und mein Schwanzende greift an seinen Bauch. So können wir sogar fliegen oder setzen uns auf ein Blatt.
Wenn die Befruchtung dann stattgefunden hat, erfolgt die Eiablage. Bei einigen Arten passiert dies noch in dieser „Paarungskette“. Bei anderen fliegt das Weibchen alleine über das Gewässer und verteilt mit einer wippenden Bewegung die Eier. Das Männchen passt am Gewässerrand auf, dass keine Feinde kommen.
Bis aus den Eiern Vorlarven „schlüpfen“, vergehen viele Monate. Manche schlüpfen noch in diesem, andere erst im nächsten Jahr.
Dann beginnt der Kreislauf von neuem.
Leider sind viele von uns vom Aussterben bedroht, da wir keine geeigneten Brutplätze mehr finden. Wir brauchen Seen, natürlich fließende Bäche, Moore, ein Gartenteich reicht auch schon, aber bitte ohne Fische, denn die fressen uns.
Wenn Ihr mehr über mich erfahren wollt, schaut auf den Seiten des NABU (Naturschutzbund Deutschland) oder der SGL (Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg) nach.
Tschüss Eure
Lilli Libelle
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Weitere Informationen zu Libellen gibt es auch auf unserem WasserWeg Lippe - bei Hamm:
Permanent wasserführende Gewässer - Lebensraum Libelle.
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